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Familie ist wie ein Baum:
Auch wenn die Äste in unterschiedlichste Richtungen wachsen, die Wurzeln halten alles zusammen.
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Wir beide
Wir beide oder was uns über die Jahre zusammengehalten hat
Jedes Paar hat zu Beginn der Beziehung wahrscheinlich eine Vision davon, wie das gemeinsame Leben aussehen soll. Das ist auch gut so, denn das verbindet zwei Menschen und gibt Kraft und Motivation, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Aber was passiert, wenn die Vision nicht wahr wird und sich das Leben ganz anders entwickelt als gedacht?
Eine unserer Stärken war wohl immer schon, dass wir uns in unseren Interessen und Fähigkeiten ziemlich gut ergänzt haben und uns unsere Aufgaben dementsprechend aufgeteilt haben. Rainer hat sich neben seinem Job immer schon um technische Dinge, Verträge, Steuererklärung und Finanzielles gekümmert, ich habe den Haushalt organisiert, den Garten gestaltet, die Kinder bei ihren Hobbies und Schulterminen begleitet und alles Kreative übernommen. Es reichte uns, grobe Absprachen zu treffen, da wir wussten, dass der andere sich gut um seine To-Do‘s kümmern wird.
Uneingeschränktes Vertrauen in den Partner hat uns geholfen, herausfordernde Zeiten gut zu überstehen, da immer klar war, dass jeder sich für das Wohl der Familie einsetzen wird. Die Wege waren oft unterschiedlich, das Ziel war immer gleich. So hat Rainer sich beispielsweise allein um den günstigsten Kredit für unser Haus gekümmert – ein Bereich, in dem ich mich überhaupt nicht auskenne -, mir dafür die Gartengestaltung einschließlich der Bepflanzung überlassen, da er dafür keine Leidenschaft hegt. Jeder hat so sein Ding gemacht ohne die allgemeinen Finanzen und die Bedürfnisse der anderen außer Acht zu lassen. Das hat funktioniert.
Wir sind beide von Natur aus Menschen, die gerne etwas anschieben, etwas bewegen wollen. Starre Routine und Dinge abarbeiten lassen uns schnell ermüden und das Interesse verlieren. Viel lieber investieren wir unsere Kraft in Menschen, in Prozesse, in die Veränderung von Situationen, die uns nicht gefallen oder in die Verwirklichung von Projekten, die uns begeistern. Deshalb haben wir uns wohl immer auch ehrenamtlich engagiert, sei es als Integrationshelfer, als Familienpaten, als ehrenamtlicher Vormund, als Mentor in der Schule oder in der örtlichen Bücherei. Gemeinsam haben wir ein Musical-Projekt in unsere Kreisstadt geholt, mit der Folge, dass ich zehn Jahre lang Gastfamilien für 70 Teens plus Betreuer, ein Abendessen für alle und das Konzert in der Stadthalle organisiert habe und Rainer fast genauso oft als Mitarbeiter in dem Projekt eine Woche lang unterwegs war. Wir haben uns gegenseitig für unsere Herzensprojekte freigestellt. Einer hat dem anderen den Rücken freigehalten und die vorübergehende Mehrbelastung in Kauf genommen.
Teamwork ist wohl das, was den Charakter unserer Beziehung am besten beschreibt. Wir fühlen uns am zufriedensten, wenn wir gemeinsam eine Aufgabe in Angriff nehmen können, jeder gemäß seinen Stärken. Das gibt uns ein Gefühl tiefer Verbundenheit und macht uns einfach glücklich – mehr noch als exklusive Zeit zu Zweit – einfach, weil wir spüren, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tun.
Was uns auch durch die turbulenten und dunklen Zeiten geholfen hat, war, die eigenen Gewohnheiten und Planungen nicht an die erste Stelle zu setzen. Wir lernten zuzulassen, dass Dinge nicht immer nach unseren eigenen Vorstellungen laufen, dass es aber trotzdem immer einen Weg gibt, der uns weiterbringt. Und dass dieser Weg oft ein besserer ist als der, den wir uns selbst überlegt hatten.
Hierbei spielt dann wohl auch unser Glaube an Gott eine entscheidende Rolle. Zu wissen, dass wir niemals allein in Herausforderungen stehen, dass alles einen Sinn hat und dass am Ende alles gut wird, hat uns jederzeit getröstet und Zuversicht gegeben. Wir haben uns nie lange die Frage nach dem „Warum?“ gestellt, sondern haben auf die Antwort unserer Frage nach dem „Wozu soll das gut sein?“ gewartet, indem wir nach Lösungen Ausschau hielten und dann zusammen losgegangen sind. Erstaunlicherweise hatten wir auch immer genau die Kraft, die wir in der jeweiligen Situation brauchten, manchmal sogar noch darüber hinaus, so dass für uns ganz offensichtlich eine höhere Macht mit im Spiel war, wofür wir sehr dankbar waren.
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Verfasser: Astrid & Rainer